Im Buch von 1994 berichten 3 Häftlinge: ein Franzose, ein Italiener und ein Russe
Überlebende KZ-Häftlinge - nur wenige haben berichtet
Lange Jahre hat man allgemein die Verbrechen des Krieges und der Konzentrationslager verdrängt. Die vom Krieg heimgekehrten Väter und Onkel haben kaum etwas erzählen wollen. Auch in vielen Schulen hat man Jahre lang nichts davon im Unterricht gehört. So hat es bei uns auch 40 Jahre gedauert, bis das erste Mahnmal in Nammering aufgestellt wurde.
Man kann verstehen, dass von den Überlebenden auch die meisten sich nicht mehr an ihre Höllenfahrt, wie der KZ-Transport auch genannt wurde, erinnern oder gar von ihm erzählen wollten. So sind bei Erscheinen des Buches “Nie werde ich vergessen” von 1994 auch nur 3 Häftlingsberichte aufgenommen.
Auf den folgenden Seiten berichten 3 überlebende Häftlinge, die uns bis zum Erscheinungsjahr des Buches 1994 bekannt waren.
- Robert Darsonville, ehemaliger französischer Häftling
- Lazarro Levi, aufgeschrieben am 29. Juni 1945 von aufgrund mündlicher Aussagen
- Gleb Rahr, ehemaliger KZ-Häftling russischer Abstammung schrieb für uns seine Erinnerungen an den Transport auf.Bw-ZaunHaftl
In den folgenden Jahren ab 1995 entstanden noch weitere Kontakte zu Überlebenden, die auch in diesem KZ-Transport-Zug mitgefahren waren:
- Wladimir Uwarow, aus Moskau; er hat 1995 in Buchenwald unser Buch gelesen und wollte seinen Leidensweg noch einmal abfahren. Er war bei der Gedenkfeier 50 Jahre bei uns in Nammering.
- Francois Bertrand, aus Frankreich, er hat eine Vereinigung von 47 Mithäftlingen gegründet und 2001 war er mit einer ganzen Gruppe von 7 Überlebenden hier. Sie machten mit einem Bus eine Pilgerfahrt nach Aicha aus Dankbarkeit gegenüber Pfarrer Bergmann.
- Dr. Jerzy Fajer, aus Polen, dann Arzt in Deutschland. 2005 hat er bei der Gedenkfeier 60 Jahre bei uns gesprochen.
- Pavel Kohn, aus Prag, er hat 2015 bei der Gedenkfeier 70 Jahre zu uns gesprochen.
Für immer den Schrecken vor Augen
Häftlinge berichten von Hans Hübl
Nahezu alle der damals überlebenden KZ-Häftlinge sind bereits verstorben. Nur wenige Augenzeugen dieses Transportes haben sich zum Aufschreiben ihrer schmerzlichen Erinnerungen überwinden können. Sie brachten zu Papier, was sich in den Stunden der Verzweiflung, so nahe dem Tode, für immer in ihr Gedächtnis eingeprägt hatte.
Die Hintergründe der bevorstehenden Reise, das eigentliche Ziel und der jeweilige Standort des Zuges waren den Häftlingen nur wenig oder gar nicht bekannt. Der Konvoi rollte in zwei bis drei Zugteilen durch das bereits zusammenbrechende Reich. Willkürlich erscheinende Richtungsänderungen sorgten für zusätzliche Verwirrung.
Viele KZ-Häftlinge hatten sich bereits aufgegeben; andere hofften noch auf Rettung in letzter Minute durch militärische Einheiten der Siegertruppen. So lagen sie krank und fast ohnmächtig vor Hunger und Durst in ihren von Exkrementen verschmutzten Waggons. Klagen und Wimmern erfüllten den engen Lebensraum, in dem Tote und Sterbende, Kranke und Hoffende dicht aneinander gedrängt die Zeit verbrachten. Manchmal suchten die großen, fiebrigen Augen der Eingesperrten in der gleichförmig vorbeiziehenden Landschaft nach einem Zeichen, aus dem sich ein wenig Zuversicht für den nächsten Fahrkilometer deuten ließe.