2005 Gedenkfeier zum 60. Jahrestag am Sonntag, 24. April 2005
Einladung durch Gemeinde Fürstenstein und AG KZ-Transport 1945
Im April 1945 ereignete sich in Nammering das größte Kriegsverbrechen in Niederbayern: In 54 Waggons eingepfercht, verbrachten rund 4.000 Häftlinge des KZ-Transports Buchenwald - Dachau qualvolle Tage zwischen Leben und Tod. Für 794 KZ-Häftlinge wurde der Bahnhof in Nammering zur letzten Station. Viele von ihnen mussten in den Waggons auf grausamste Weise verhungern oder wurden von SS-Männern brutal zu Tode gefoltert, erschossen bzw. bei lebendigem Leibe verbrannt.
Es ist unsere moralische Verpflichtung, das Gedenken an dieses Schreckensereignis der letzten Kriegstage wach zu halten, damit sich derartige menschenverachtende Tragödien niemals mehr wiederholen.
Deshalb darf ich alle Mitbürgerinnen und Mitbürger anlässlich des 60. Jahrestages dieses traurigen Kapitels unserer Gemeindegeschichte am Sonntag, 24. April 2005, um 14.00 Uhr zu einer schlichten Gedenkfeier am Ort des damaligen Geschehens einladen, die von einem Bläserensemble musikalisch umrahmt wird.
Folgender Programmablauf ist geplant:
1. Weltlicher Teil des Gedenkens am ehemaligen Bahnhofsgelände in Nammering mit Ansprachen von Vertretern des öffentlichen Lebens, unter anderem mit Staatssekretär Franz Meyer als offizieller Vertreter der Bayerischen Staatsregierung sowie Landrat Hanns Dorfner.
2. Ökumenische Andacht am nahe gelegenen Mahnmal mit kirchlichen Vertretern beider Konfessionen, unter anderem mit Pfarrer August Lindmeier und dem evangelischen Pfarrer Thomas Plesch.
3. Blick auf die Totenwiese - Vertreter der Arbeitsgemeinschaft KZ-Transport 1945 schildern am Bahndamm in Nammering mit Blick auf die Totenwiese, wie auf der die ermordeten Häftlinge von den SS-Männern verscharrt wurden.
Aufbau und Vorbereitung der Gedenkfeier durch die Arbeitsgemeinschaft KZ-Transport (Hübl / Saller)
1. Teil: Ansprachen zur Gedenkfeier zum 60. Jahrestag
Das Birkenkreuz wurde nur für diese Gedenkfeier aufgestellt; es sollte an die Ereignisse bei der Totenwiese erinnern. Am Boden liegen zwei alte Bahnschwellen, die vom damaligen Abstellgleis stammen. Diese zwei stummen Zeugen könnten noch von dem grausamen Geschehen erzählen.
Bürgermeister Stephan Gawlik begann seine sehr beeindruckende Begrüßungsrede:
“"Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird.“
Mit diesem Zitat von Fritz Bauer, der als hessischer Generalstaatsanwalt den Auschwitz-Prozess vorbereitete, möchte ich Sie namens der Gemeinde Fürstenstein zur Gedenkfeier anlässlich des 60. Jahrestages der Ermordung von 794 Häftlingen des KZ-Transportzuges von Buchenwald nach Dachau hier auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände in Nammering begrüßen. Mein ganz besonderer Gruß gilt: hier weiterlesen
Frau Helga Obermeier aus Nammering trug einige wichtige Ausschnitte von den Augenzeugen- berichten vor: hier weiterlesen
Tief bewegt von dem was er erlebte, gab der Bahnbedienstete Heinrich Klössinger zu Protokoll: "Als sich der Zug auf der Strecke Nammering befand, hörte man mehrere Schüsse fallen. Beim Einrollen hörte ich Jammern und Hilferufe in den Waggons, wusste jedoch nicht, was eigentlich los sei. Dieser Zug wurde hier hinterstellt mit insgesamt 54 Waggons....
”Bei einigen Toten konnte ich sehen, dass sie Einschüsse in der Stirn oder Schläfe hatten. Ein Toter hatte die Schädeldecke eingeschlagen. Ein Teil der Toten war so mager, dass ich annehmen kann, dass sie den Hungertod gestorben sind.”...
Rede von Staatssekretär Franz Meyer
“Nie werde ich vergessen". Getreu diesem Wahlspruch kommen wir heute zusammen, ....
Herr Dr. Jerzy Fajer sprach über seine Erinnerungen:
“Ja, ja selbstverständlich das war Ende des Krieges, Hunger war überall. Die deutschen Soldaten haben gehungert, nur ich möchte sagen, die Häftlinge – das war Absicht, dass wir hungern, ja das war Absicht, dass wir hungern.
... man muss schon sagen, dass Genickschuss, ein Genickschuss in diesen Zeiten hier in Nammering häufig war ein Segen – häufig war ein Segen, weil das Schlimmste war das langsame Sterben der Verwundeten in dunklen, geschlossenen Waggons, in stinkender Luft, das war wirklich noch schlimmer als ein Genickschuss.”
2. Teil: Ökumenische Andacht am Mahnmal - Blumen niederlegen
Vor dem Mahnmal gestalteten Pfarrer August Lindmeier und Pfarrer Thomas Plesch eine ökumenische Andacht.