3. Teil Ben Lesser spricht und Neue Broschüre "Ben Lesser - Holocaust und Todeszug" wird vorgestellt
Nach dem Ende der Gedenkfeier auf dem Friedhof lud Nikolaus Saller die Gäste zur Präsentation der von ihm erstellten neuen Broschüre in den evangelischen Gemeindesaal in Eging am See ein. Zahlreiche Besucher nahmen dieses Angebot gerne an und wurden zu Beginn von 2. Bgm. Walter Knoller von der Gemeinde Fürstenstein begrüßt. Er entschuldigte den noch erkrankten Bürgermeister Stephan Gawlik, der das neue Buch gerne selbst der Öffentlichkeit übergeben wollte.
Walter Knoller dankte Nikolaus Saller für die Erstellung dieser wertvollen Broschüre. "Ohne dich, lieber Nik, gäbe es das Erinnern an die Gräueltaten des Todeszugs von 1945 und die ausführliche Dokumentation dazu nicht. Du warst auch heuer wieder die treibende Kraft, um diese eindrucksvolle Gedenkfeier am KZ-Friedhof in Eging zu veranstalten. Du handelst nach deinem Motto: Erinnern - Gedenken - Mahnen - Nie wieder! Und auch die Gemeinde Fürstenstein hat gerne einen Zuschuss zu dieser neuen Publikation gegeben."
Dieses Pressefoto zeigt die Zuschussgeber für die neue Broschüre: (v. l.)2. Bgm. Walter Knoller für die Gemeinde Fürstenstein, Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer für den Bezirk Niederbayern, Nikolaus Saller Verfasser für die AG KZ-Transport 1945, Bettina Blöhm für den DGB Passau und Niederbayern, Bgm. Walter Bauer vertritt hier den Landrat von Passau, Raimund Kneidinger.
Video von Nikolaus Saller: Neue Broschüre und Schulprojekt (Bitte Ton einschalten)
Ben Lesser spricht in einem Video zu uns
Emotional wurde es zum Schluss der Veranstaltung im Gemeindesaal, als sich per Videoschaltung Ben Lesser aus Las Vegas USA mit einem vorher aufgezeichneten Grußwort zuschaltete, das von Ronja Saller übersetzt worden ist, und er mit eindringlichen Worten zentrale Sätze an alle Menschen guten Willens vorgetragen hat. Diese lauten:
„6 Millionen Juden wurden ermordet. Du musst darüber sprechen. Aber wenn nicht ich – wer dann?. Und wenn nicht jetzt – wann dann“?
Hier ist das Video von Ben Lesser -mit deutscher Übersetzung durch Ronja Saller (Bitte Ton einschalten)
Hier der gesamte Text dieser Videobotschaft in deutscher Übersetzung von Ronja Saller. (Meine Enkelin)
Sehr geehrte Nammeringer und liebe Niederbayern,
Ich fühle mich geehrt, dass ich heute Teil von dieser Veranstaltung sein darf.
Ich liebe euch Einwohner dieser wundervollen Gemeinschaft und denke dabei besonders an euch, die heute zu der Gedenkfeier für die 794 ermordeten KZ Häftlinge gekommen sind.
Sogar Tiere töten nicht zum Vergnügen!
Ich bin heute hier um an einen Fehler der Vergangenheit zu erinnern.
An eine Zeit, in der die Zivilisation ihre Menschlichkeit verlor.
An eine Zeit, in der es nur drei verschiedene Arten von Menschen gab.
Mörder, Opfer und Zuschauer.
Wir wissen heutzutage, dass die Welt gewusst hatte, was die Juden erleiden mussten.
Doch die Welt entschied sich dazu zu schweigen.
Für Hitler war dieses Schweigen wie ein „Freifahrtsschein“
um den Juden all das anzutun, was er sich vorstellte.
Aus Vorstellung wurden Taten.
6 Millionen von uns. 1,5 Millionen von ihnen waren Kinder.
Und die Welt? Sie schwieg.
———
Wir sind alle Geschöpfe Gottes.
Wir müssen lernen einander zu respektieren.
Was in Nammering passiert ist, darf sich niemals wiederholen.
Hitler und die Nazis haben nicht mit dem Morden angefangen sondern mit dem Hass.
Dieser Hass muss aufhören.
Liebe und Hass verbreiten sich sehr schnell.
Also wählt die Liebe, nicht den Hass.
Wir Überlebende des Holocausts dürfen nicht zulassen,
dass die Vergangenheit verdreht, geleugnet oder vergessen wird.
Wir sind es denen schuldig, die von uns gehen mussten.
Wir sind es unseren Kindern schuldig und allen die uns nachfolgen.
Wir haben also beides: die Verantwortung und auch die Ehre,
unsere gemeinsame Geschichte zu teilen so lange wir das noch können.
Es ist uns überlassen, von den Fehlern der Vergangenheit zu lernen,
so dass wir sie nicht mehr wiederholen.
Es ist uns überlassen, für was wir uns entscheiden. Respekt oder Hass.
Das Gute kann nur existieren, weil es auch das Böse gibt.
Wir müssen nur das Gute über das Böse stellen.
———
Ich selbst habe überlebt, weil die Welt einen Zeugen braucht.
Also habe ich es mir zur Lebensaufgabe gemacht,
die nachfolgenden Generationen über den Holocaust aufzuklären.
Mein persönliches Ziel ist es, einen Fußabdruck in der Geschichte zu hinterlassen.
Wir dürfen der Welt nicht erlauben, die Vergangenheit zu vergessen.
Mir wird immer mehr bewusst,
dass es nur einen Weg gibt einen erneuten Genozid zu vermeiden.
Jeder Einzelne muss damit anfangen,
Verantwortung für seine Worte und seine Taten zu übernehmen.
Auch wenn wir uns unterscheiden, sind wir doch gleich.
Wir teilen unsere Menschlichkeit, welche wir wissen und schätzen sollten.
Ich will, dass ihr versteht, dass ich die Deutschen und ihre Sprache liebe.
Es sind die Nazis, die ich verabscheue.
Aber ich kann nicht ihre Kinder und Enkel dafür verantwortlich machen.
Einmal wurde ich gefragt: „Wo war Gott während des Holocausts?“
Ich glaube fest daran, dass Gott weinend herabblickte.
Er gab eine freie Welt und überließ sie uns.
Er war es nicht, der mit dem Morden begonnen hat.
Es waren wir Menschen.
Er überließ es uns, was wir wählten: Liebe oder Hass.
Genau das passiert jetzt wieder. Jeden Tag.
Ein Mensch kann nicht immer entscheiden, was ihm widerfahren wird.
Trotz all dem Leid, ist es möglich auch Extremsituationen zu überleben.
Es ist möglich, ein Leben zu führen, welches von Bedeutung ist.
———
Ich empfinde große Dankbarkeit für meinen Freund und Kollegen Nikolaus Saller.
Für alles was er bereits für mich getan hat und immer noch tut.
Und ich bedanke mich auch bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Dankeschön!
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1. Teil Ansprachen Bgm Walter Bauer Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer Landrat Raimund Kneidinger
2. Teil Totengebete Ben Lesser Rabbiner Muraiti Dekan Joh. Graf Pfr. Thomas Plesch Pfr. Manfred Greinke
3. Teil Ben Lesser spricht und neue Broschüre 2.Bgm Walter Knoller Nikolaus Saller Ben Lesser u. Ronja Saller